Autor: Franzi

Im Einklang.

Und wieder verschluckt sie mich. Die große Stadt, die meinen Namen nicht kennt. Weil sie einfach zu viele kennt. Sperrt ihr Maul ganz weit auf, legt sich auf die Lauer..und wartet auf den richtigen Moment. Den, an dem ich die Rückleuchten des Autos nicht mehr sehen kann. Den, an dem ich wieder allein bin. Sie atmet mich ein, und schießt mich mit den tausend Menschen und Eindrücken um mich herum, tief hinunter in ihren Schlund. Unzerkaut. Scheinbar habe ich die letzten 3 Tage in einer Blase gelebt, so unwirklich kommt mir auf einmal alles vor. Viel zu laut, zu bunt, zu schrill. meine augen brennen. Ich kneife sie zusammen, ignoriere dabei die kleinen Tränen in den Winkeln und schiebe alles auf den Gegenwind, der mir ins Gesicht peitscht. Automatisch setze ich einen Schritt vor den anderen, laufe die Straße wieder runter, die wir vor ein paar Minuten erst hinaufgelaufen sind und bleibe stehen. Drehe mich um, in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas zu erkennen…doch das Auto, in dem du jetzt sitzt, ist längst weg. …

Reflektionen.

„ich will mit dir verstecken spielen. ..dir meine kleider geben. ..dir sagen, dass ich deine schuhe liebe. ..deinen nacken massieren. ..dein gesicht küssen. ..und deine hand halten. ich will mit dir spazieren gehen. ..dich mein essen wegfuttern lassen. ..dich treffen und über den tag reden. ..über deinen tag reden. ..und über deine paranoia lachen. ich will dir tapes geben, die du nicht mal hörst. ..mit dir großartige filme sehen. ..mit dir grottenschlechte filme sehen. ..dir vom fernsehprogramm erzählen, dass ich letzte nacht sah. ..und dann nicht über deine witze darüber lachen. ich will dich am morgen. ..und dich dann aber noch eine weile schlafen lassen. ..dir sagen, wie sehr ich deine augen liebe. ..deine lippen. ..dein haar. ..deinen nacken. ich will auf der treppe sitzen & rauchen..bis deine nachbarn nach hause kommen. ..auf der treppe sitzen & rauchen..bis du nach hause kommst. ..mich sorgen, wenn du dich verspätest. ..überwältigt sein, wenn es früher wird. ich will dir sonneblumen schenken. ..auf deiner party tanzen. ..dir sagen, dass es mir leid tut, wenn ich zweifle. ..und glücklich …

Ich bin hier.

Wenn ich könnte, dann würde ich tauchen. Hinter deine Augen, in deinen Blick. Um von dort aus die Dinge aus deiner Sicht zu betrachten. Vor allem mich… . Wenn ich könnte, würde ich von dort aus weiterschwimmen. In deine Gedanken, deinen Verstand. Um dort endlich ein paar Hebel umzulegen & Knöpfe zu drücken..um dich & deine Richtung ein bisschen zu drehen. Hin zu mir… . Wenn ich könnte, baute ich mir dann aus Wortfetzen & Gedankensplittern ein Floß. Um durch deine Sinne zu treiben. Deinen Blick zu klären. Dein Gehör zu schärfen. Deine Hände zu sensibilisieren. Für meine Gesten. Meine Worte. Meine Haut. Wenn ich könnte, würde ich dann wieder auf mein Floß steigen..und mich einfach tragen lassen. Zu deinem Herzen. Um mich kurz davor durch Stromschnellen zu kämpfen, wilde Gefälle zu überstehen & die felsigen, spitzen Riffe zu umfahren, die du dir im Laufe aller Jahre & Erfahrungen, mühsam aufgebaut hast. Vielleicht würde ich es schaffen, mein Floß in ruhige Gewässer zu leiten. Vielleicht treibt es mich genau vor dein Tor. Dein Herz. Mein …

Spuren.

Kissenabdrücke im Gesicht. Wasserperlen an der Duschwand. Zahnpastareste im Waschbecken. Kaffeetassenringe auf dem Tisch. Knickfalten in der Zeitung. Brotkrümel neben dem Teller. Marmeladenreste im Mundwinkel. Tabakbrösel auf dem Boden. Aschereste auf der Hose. Parfüm in der Luft. Nachricht auf der Mailbox. Zettel in der Jackentasche. Gedanken im Kopf. Erinnerungen im Herzen. Gefühle in Dir. Sehnsucht in mir. Spuren. In uns…. .

Freiflug.

Der Flughafen, oder: der Ort, an dem sich meine Seele regelmäßig in tausend Stücke teilt, damit jedes in eine andere Richtung davonfliegen kann. So war es schon immer. Ich, die Frau mit der wohl größten Flugpanik der Welt, betritt die Abflughalle und hat schon nach 10min. das erste Pipi in den Augen. Warum? Ich weiß es nicht, kann es nicht erklären. Allein dieses Gefühl der Freiheit, das Wissen um die vielen Möglichkeiten, dem eigenen Alltagstrott auf so leichte und schnelle Art und Weise einfach zu entkommen, wühlte mein Herz schon immer mehr auf, als es mir in der Öffentlichkeit lieb ist. Meine Gedanken verlassen dann ihren gewohnten Rummelplatz und schwärmen aus, die Welt zu entdecken. Einfach Fliegen. Sie fliegen. Irgendwo hin. Und ich hinterher…. . Wo sie landen ist ungewiss..und gerade das schöne. Nur in einem Punkt treffen sie sich…nämlich bei der Sehnsucht. Wahrscheinlich ist sie so etwas wie die „Bierbar“ meiner selbst, der Treffpunkt, der Stammtisch, an dem in schönster Regelmäßigkeit gelacht, geweint und gelebt wird. Mal bin ich die Barfrau, die das Pensum …

Nachtgedankenlabyrinth.

Das Feuerzeug leuchtete auf, ein kurzes Glimmen, ein tiefer Zug…und sie hatte endlich genau das, worauf sie schon die ganze Zeit gewartet hatte. Wie schön eine Zigarette sein kann, weiß nur, wer stundenlang dazu gezwungen ist, auf sie zu verzichten. Schon während sie die Stufen der U-Bahnstation nach oben lief, merkte sie, dass ihre Füße sie nicht nach Hause tragen wollten. Noch nicht. Sie wollten lieber einen Umweg gehen, vielleicht, weil sie stundenlang eher still halten und auf „Auslauf“ harren mussten, vielleicht aber auch, weil es so viele neue Wege gab, die sie noch nicht kannten. Die Straßen ihres neuen Viertels lagen fremd vor ihr, mal verwinkelt, mal gerade..und so einladend, dass ihr Weg einmal nicht gleich zur Wohnung führte. Vorbei an fremden Häusern und Menschen, mitten durch Gespräche, deren Wortfetzen der Sprecher bei ihrem Vorbeikommen wie kleine Seifenblasen in der Luft hingen und an ihren Ohren zerschellten. Fremde Stimmen aus fremden Kehlen, Gerüche aus Küchenfenster oder den kleinen Bars und Cafés an den Straßenecken..all das sog sie förmlich in sich auf, wie ein Schwamm. …