Monate: April 2011

Freiflug.

Der Flughafen, oder: der Ort, an dem sich meine Seele regelmäßig in tausend Stücke teilt, damit jedes in eine andere Richtung davonfliegen kann. So war es schon immer. Ich, die Frau mit der wohl größten Flugpanik der Welt, betritt die Abflughalle und hat schon nach 10min. das erste Pipi in den Augen. Warum? Ich weiß es nicht, kann es nicht erklären. Allein dieses Gefühl der Freiheit, das Wissen um die vielen Möglichkeiten, dem eigenen Alltagstrott auf so leichte und schnelle Art und Weise einfach zu entkommen, wühlte mein Herz schon immer mehr auf, als es mir in der Öffentlichkeit lieb ist. Meine Gedanken verlassen dann ihren gewohnten Rummelplatz und schwärmen aus, die Welt zu entdecken. Einfach Fliegen. Sie fliegen. Irgendwo hin. Und ich hinterher…. . Wo sie landen ist ungewiss..und gerade das schöne. Nur in einem Punkt treffen sie sich…nämlich bei der Sehnsucht. Wahrscheinlich ist sie so etwas wie die „Bierbar“ meiner selbst, der Treffpunkt, der Stammtisch, an dem in schönster Regelmäßigkeit gelacht, geweint und gelebt wird. Mal bin ich die Barfrau, die das Pensum …

Nachtgedankenlabyrinth.

Das Feuerzeug leuchtete auf, ein kurzes Glimmen, ein tiefer Zug…und sie hatte endlich genau das, worauf sie schon die ganze Zeit gewartet hatte. Wie schön eine Zigarette sein kann, weiß nur, wer stundenlang dazu gezwungen ist, auf sie zu verzichten. Schon während sie die Stufen der U-Bahnstation nach oben lief, merkte sie, dass ihre Füße sie nicht nach Hause tragen wollten. Noch nicht. Sie wollten lieber einen Umweg gehen, vielleicht, weil sie stundenlang eher still halten und auf „Auslauf“ harren mussten, vielleicht aber auch, weil es so viele neue Wege gab, die sie noch nicht kannten. Die Straßen ihres neuen Viertels lagen fremd vor ihr, mal verwinkelt, mal gerade..und so einladend, dass ihr Weg einmal nicht gleich zur Wohnung führte. Vorbei an fremden Häusern und Menschen, mitten durch Gespräche, deren Wortfetzen der Sprecher bei ihrem Vorbeikommen wie kleine Seifenblasen in der Luft hingen und an ihren Ohren zerschellten. Fremde Stimmen aus fremden Kehlen, Gerüche aus Küchenfenster oder den kleinen Bars und Cafés an den Straßenecken..all das sog sie förmlich in sich auf, wie ein Schwamm. …