Eigentlich kam ich zu Twitter, wie Teenie-Mütter zu ihren Babys. Durch einen „Unfall“.
Als ich mir damals, vor knapp 3 Jahren, einen Account anlegte, wollte ich „nur mal gucken“..doch löschte ihn noch in der selben Nacht wieder. Aber das hielt nicht lange vor, ich war einfach zu neugierig…und somit war „im_wunderland“ geboren. Anfangs war alles neu, spannend und mit den ersten Followern kam auch der Spaß.
Doch wenn ich mir anschaue, was heutzutage so auf Twitter los ist, bzw. wer, vergeht er mir immer schneller. Ist es eigentlich noch möglich, ganz „normal“ zu schreiben, einfach man selbst zu sein…OHNE in jedem zweiten Tweet „Titten, Penis, Koksen, Saufen“ zu benutzen? Ist es möglich, einfach das zu schreiben, was man gerade denkt und fühlt…OHNE sofort von 5 Leuten entfolgt zu werden? Ist es möglich…? Ich glaube nicht. Es ist irgendwie traurig, wenn ich lese, dass sich junge Mädels gegenseitig mit der Größe ihrer Brüste oder der Anzahl der (angeblich) schon gehabten Schwänze profilieren wollen. Ich meine, bitte..jedem das seine…aber wieso muss man denn in einem Social Network seinen Schlampenstatus so etablieren und sich deswegen feiern lassen, obwohl man doch eigentlich gar nicht so ist und nach der Schule einfach nur allein vorm Laptop sitzt und Mutti in der Küche hilft?
Versteht mich bitte nicht falsch, ich will und werde hier niemanden angreifen. Das liegt mir fern. Warum auch, ich kenne euch ja nicht alle pesönlich. Und das ist auch ganz gut so, denn sonst könnte ich euch noch weniger ernst nehmen. Ich will und werde auch nicht dem Medium Twitter die Schuld geben…denn es ist einfach nur genau das, was wir daraus machen. Es ist ein Spiegel, den wir uns und allen anderen täglich vorhalten. Ob mit Maske oder ohne. Ich selber zähle ich mich ja auch dazu. Nur eben ohne Maske.
Natürlich schrieb ich „damals“ anders, natürlich habe ich mich im Laufe der Jahre verändert und weiterentwickelt. Die Zeit bleibt nicht stehen, bei keinem von uns. Leben nehmen ihren Lauf, werden besser oder schlechter, aber mit jedem Tag reicher an Erfahrungen. Seit über einem Jahr geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr. Und ja, dafür danke ich Twitter, da ich sonst wohl nie den mir liebsten Menschen auf der Welt, den EINEN, kennengelernt hätte. Ich bin mehr als dankbar. Ich bin glücklich. Und ja, ich schreibe auch darüber. Vielen von euch gefiel oder passte das wohl leider nicht, weswegen ich auch schon DM mit dem Inhalt: „sorry, aber du bist irgendwie nicht mehr wie früher. du bist so glücklich, das passt nicht zu dir und deinem account!“ erhielt und daraufhin von der entsprechenden Person entfolgt wurde. Nachdem meine Gedanken sich zu einem großen „WTF??“ formten, wurde daraus aber weder Wut, noch inneres Gepöbel. Nein. Weil mir dieser Mensch irgendwie ein bisschen Leid tat. Weil dieser Mensch stellvertretend für alle steht, die mit „Glück“ und „Guten Gedanken“ auf Twitter nicht klar kommen. Die, die lieber die Timeline mit Fäkal-, und Saufcontent zuspammen und sich vielleicht einfach nur vor dem wahren Leben und der Möglichkeit, selber wahres Glück zu finden, fürchten.
Aber wie auch immer. Ich mag meine Timeline gerade so, wie sie ist und habe für mich die „perfekte“ Mischung gefunden. Ich folge, weil und wem ich will und werde auch nicht aufhören, nach „neuen“ Perlen zu suchen und mich zu freuen, wenn ich sie finde. Aus (meinen) Gründen. Wir sind alle fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und tun das (mehr oder minder) auch. Wir allein entscheiden, wen oder was wir lesen wollen. Und wen oder was eben nicht (mehr). Diese Freiheit zeichnet Twitter aus und sollte somit auch jedem selbst überlassen sein. Wenn sich jemand durch diesen Blogpost persönlich angegriffen oder auf den Schlips getreten fühlt, dann tut es mir leid. Wer mich jetzt entfolgen will, soll das tun.
Weil die Richtigen verstehen. Und bleiben.
Ich mag dich lesen, sehr gern sogar und das mache ich ich ja schon seit zwei Jahren. Da ich dich ja auch persönlich kenne (wenn auch nur von einem Abend), so weiß ich, dass du ein sehr sensibler Mensch bist und deine Tweets, seien sie melancholisch oder überschwänglich: Es ist die reinste Poesie.
Da braucht es keine Titten oder Penisse. Es geht auch anders.
Danke @im_wunderland!
<3
Ein Post, wie frisch aus meiner Seele geschlüpft! Danke für Deine Worte, ich hätte es nicht geschafft, sie so wundervoll zu verpacken. Ich wünsche Dir einen Glücksregen, Dein Herz schlägt an der richtigen Stelle. <3
Also, ich kann das schon verstehen. Wer sein Glück gefunden hat, ist ja nicht mehr auf der Suche. Er nützt dem Suchenden weniger, weil er weniger bei ihm ist. Vom Glücklichen ist mehr Rückzug und weniger Interaktion zu erwarten. Damit fallen einige Gründe weg, weswegen man sich für dessen Tweets interessieren kann.
Überdies scheinen Unzufriedenheit, Unglück und Wut besser kommunizierbar und teilbar zu sein. Dein Glück kannst Du schlecht teilen. Glück ist privater, als auf der Suche zu sein. Meine These ist an dem Punkt noch nicht ganz ausgegoren. Aber der Effekt, den Du beobachtest, scheint mir auf jeden Fall plausibel.