Alle Artikel in: Herz

Wellenbrecher.

Und dann ist er einfach wieder da. Dieser Song, der Eine. Wohl- und Übeltäter zugleich, der mich, meinen Kopf, mein Herz, ach … einfach die ganze Bagage bei den Händen nimmt und auf seine Reise entführt. Weit über die starren Grenzen der gewohnten Realität hinaus. Ziellos, planlos, ganz weit weg. Kopflos und glücklich ins Nirgendwo der Welt. Ton für Ton schraubt er sich durch meine Ohren, in Gehirnwindungen, beglückt Synapsen und hechtet mit einem perfekten Kopfsprung, mitten in die Erinnerungen. Anfangs nur leicht, schlägt er immer größere Wellen, bereit und sich dessen völlig bewusst, für einen kurzen Moment alles zu überfluten. Musik ist eine Zeitmaschine und ich bin ihr Kerosin. Ohne mich wären ihre Mühen umsonst, ohne sie wäre ich nichts. Ich schließe die Augen und lasse mich tragen. Sitze. Am Meer. Im muschelübersäten Sand. Auf dem kleinen, morschen Steg. Im Garten meiner Eltern. Auf dem Badfensterbrett meiner ersten eigenen Wohnung. Laufe. Durch die Wälder der Heimat. Felder hinterm Haus. Straßen der Herzstadt. Alte Wege in neuen Schuhen. Unsere Gedankengänge entlang. Liege. Im Gras am …

Endlich.

Liebes 2012, ich mag dich nicht. Ich weiß, das ist jetzt ein vielleicht eher suboptimaler und nicht gerade üblicher Start für einen persönlichen Brief, aber ganz ehrlich … es ist mir vollkommen Wurst. Erstens begleiten wir zwei uns eh nicht mehr so lange und zweitens sehe ich keinen Grund, irgendetwas genaus deswegen zu beschönigen. Ich bin nur ehrlich. So wie Du es auch mir gegenüber warst, in den letzten 12 Monaten. Wir waren nie das perfekte Paar, das hast Du mir schon im Januar klargemacht. Aber damals dachte ich noch: „Ach, das legt sich bestimmt wieder, sind sicher nur ein paar Startzickereien.“.Aber..Pustekuchen! Im März meintest Du sogar, noch einen draufsetzen und mir die körperlich wohl schlimmsten Schmerzen schicken zu müssen, die ich je durchleiden musste. Und warum? Ich weiß es bis heute nicht. Die darauffolgenden Monate gingen so weiter, nur dass Du da dann noch meine Psyche mit reinziehen musstest. Warum, zum Geier? Sie hatte sich doch gerade erst beruhigt und einen Takt und Einklang mit dem Herzschlag gefunden … ? Ich weiß, in deinen …

Abschiedsjedöns..<3.

Es ist wieder soweit. 2 Jahre..als hätte ich es geahnt. Als ob es mich nie länger irgendwo hält, als 2 Jahre. Als ob meine innere Uhr nach genau dieser Zeit wieder neu eingestellt werden muss..auf einen neuen Ort und ein neues Ich. Wie dem auch sei…nicht mehr lange und ich werde auch Berlin wieder verlassen, die Stadt, die mehr „vorübergehende Bleibe“ als je ein Zuhause für mich war. Und auch wenn jetzt ein Raunen durch die Menge der Berlin-Fans geht und Gedanken wie: „wie kann sie nur nicht dort leben wollen, was stimmt mit ihr nicht..?“ in deren Köpfen wachsen…dieses „nicht-dort-leben-wollen“..ja, ich kann es sehr gut. Weil ich wirklich einmal einem Klischee-Poesiealbumspruch gerecht werden will(!) und meinem Herzen folge. Dorthin, wo es mit mir teilweise aufwuchs, wo es sich immer mehr als wohl und vor allem wirklich heimisch gefühlt hat. In die Stadt der Schiffe, der Möwen, dem weltbesten Astra-Bier, des Mannes und der Liebe..und vor allem, in die Stadt meines Herzens: Hamburg. Ich bin in den letzten 4 Jahren, 3x umgezogen..doch dieses mal fühlt …

Nachtgespräch.

„Sie: (Pause) Liebst du mich? Ich: Natürlich. Sie: Wie sehr? Ich: Weiß nicht…ganz doll. Unendlich und ein bisschen mehr. Sie: (zufrieden) Gut. Ich: Hätten wir das also geklärt. Sie: (schelmisch) Und was würdest du tun, wenn ich mich von dir trenne? Ich: Du willst dich von mir trennen? Sie: Nein. Ich: Warum reden wir dann darüber? Sie: Sowas nennt man eine Unterhaltung. Menschen machen das andauernd. Ich: Jetzt mal Klartext. Die Frage lautet also: Was mache ich, wenn du mich -rein hypothetisch- sitzen lässt? Sie: Ja. Ich: Rein hypothetisch nichts. Sie: Nichts? Ich: Naja, so verrückt, wie wir aufeinander sind, müsste ich schon was ziemlich bescheuertes gemacht haben, dass du mich loswerden willst. (Pause) An den Zehennägeln kauen zum Beispiel. Und dann würde ich mir gleich selbst die Koffer vor die Tür stellen. Sie: Musst du immer so logisch sein? Ich: (lachend) Ich wäre im Arsch, im Eimer, in finsterer Nacht und in was weiß ich nicht wo. Sie: Aber was würdest du tun? Ich: Tun? (lange Pause) Ich würde alles tun, was in meiner …

Einhundertdreiundachtzig.

Ein Dezembernachmittag, wie er im Buche steht. Kalt, nass und eingehüllt in eine Dunkelheit, die sich wie eine Decke über den eigentlich noch jungen Tag legt. Sie mochte das. Und besonders ihren Heimweg nach der Arbeit, den sie immer zu Fuß ging. Warum sich in die total überfüllte Ubahn quetschen, warum sich in einen Dunstnebel aus „Döner mit alles und scharf“, Billigdeo und Feierabendschweiß begeben? Wäre sie trainierte Apnoe-Taucherin, hätte sie ja Übung im Luftanhalten..aber so? Nein, danke. Die nasse Allee unter ihren Füßen glitzerte in den Scheinwerfern der vielen Autos, die schier endlos auf und ab zu fahren schienen. Aufgereiht wie auf eine Perlenkette, eins nach dem anderen. Aber sie nahm sie gar nicht richtig wahr, die Musik in ihren Ohren entführte sie und machte aus dem nassen Asphalt einen Wunderweg, direkt zu ihrer Wohnung. 183. War es tatsächlich schon 183 Tage her, als sie am Bahnsteig stand..nervös und innerlich zitternd wie Espenlaub? Gespannt auf das, was der Zug ihr gleich bringen würde..und vor allem: wen? Die Zeit verging wie im Flug, 6 Monate …

Flucht.

Komm, halt dich fest. Wir fliehen. Schließ deine Augen und nimm meine Hand. Ruf alle Sorgen und schlechten Gedanken zusammen. Kehr sie auf einen Haufen, kick sie aus deinem Kopf. Schlag ihnen die Tür vor der Nase zu. Und sperr sie aus. Hör sie winseln, lass sie kratzen. Und kümmere dich nicht mehr darum. Füll den freien Platz mit wichtigen Dingen. Mit Dir. Mit Uns. Und dem Fluchtweg, hinaus aus dem Trott. Der Weg, der jetzt vor uns liegt..und wartet, dass wir ihn gehen. Irgendwo hin. In unseren Köpfen. Endlich zum Ziel. In unseren Herzen. Atme tief ein, halte meine Hand ganz fest. Atme wieder aus und spüre die Freiheit. Deine Hand in meiner. Sicherheit und Nähe. Geborgenheit. Und Mut. Lass uns gehen. Und diesen Irrsinn hinter uns. Für diesen Augenblick. Für immer. Komm, halt dich fest… ….wir fliehen.