Autor: Franzi

UnENDlich.

„Willst du noch was dazu sagen?“ – „Nein.“ Du drehst den Hahn wieder auf und das Geräusch des rauschenden Wassers erfüllt den Raum. Es ist wie immer. Du in der Badewanne. Ich daneben. Wir reden. So vertraut. Und doch ist alles anders. Unser Tonfall ist weicher. Unsere Herzen offener. Wir saugen die Worte des anderen in uns auf, sind wie Schwämme für jede kleine Schwingung, die in der Luft liegt. Und es tut gut. Dich zu sehen, wie du da so vor mir liegst, inmitten der Schaumberge. Wie du erst unter- & dann wieder auftauchst, um kleine Mundfontänen zu machen. Wie ich dich liebevoll anpöble, weil meine Kleidung deswegen jetzt schon nasser ist, als das Handtuch, dass du danach benutzen wirst. Ich sitze neben der Wanne, meine Haare sind wirr und zersaust und die Augenringe könnten Romane über die letzten Nächte schreiben. Dieser Moment ist so ehrlich. Komplett und in allem. Wir sind so ehrlich. So intim. So echt. So, wie wir es eigentlich immer hätten sein sollen…aber aus Angst vor Streit in der letzten …

Glück.

Von den Sonnenstrahlen, die über meine Haut tanzen und meine Nase kitzeln, langsam geweckt werden. Oder vom prasselnden Geräusch des Regens an der Fensterscheibe..und dem guten Gefühl, dass ich noch warm und beschützt unter der Bettdecke liege. Der Duft meines frisch gebrühten Kaffees am Morgen. Der erste Schluck, der schwarz und heiß durch meine Kehle rinnt und meinen Lebensgeistern wieder Feuer unterm Hintern macht. Das leise Miauen des Katerkindes, wenn er mir um die Beine streicht (ohne meine Pyjamahose zu attackieren, weil er sie nicht leiden kann). Sein wohliges Schnurren oder das kleine, aber doch so starke Gefühl gegenseitigen Vertrauens, wenn er seinen kleinen Kopf gegen meine Wange presst. Die Nachbarn, die mal nicht schon um 7Uhr morgens mit ihrem schreienden Baby auf dem Flur zu hören sind. Sondern erst dann, wenn ich schon längst das Haus verlassen habe. Die Stadt die, auch wenn sie niemals schläft und immer lebt, mich mit scheinbar liebevollen Gesten in den Tag leitet. Ampeln, die direkt vor mir auf Grün springen. Keine kamikaze-artigen Fahrradfahrer die scheinbar Attentate auf mich …

Bring mich nach Hause.

Ein Pfiff. Ein kurzes Rucken. Und der Zug rollt.. Wie war das noch bei Kettcar? „..ein drittel Heizöl, zwei drittel Benzin..und dies ist nur nichts. Und ein Kuss. Und ein Zug nach Berlin… .“ Genau dorthin geht es jetzt wieder. Obwohl mein ipod mich wieder mit akkuleistungstechnischer Missachtung straft, habe ich den Song doch ganz klar im Kopf. Doch nicht lange, denn den Kampf gegen mein derzeitiges Herz-, & Seelenlied hat er schon verloren…und blendet sich deshalb immer leiser werdend aus meinen Gedanken. Schon lange hat mich kein Text, keine Melodie, keine so wunderbare Kombination aus beidem so ergriffen, gepackt…und aufgewühlt, wie dieses. Beim Hören melden sich meine alle Zellen meines Körpers, die Nackenhaare geben Standing Ovations, meine Gedanken fahren Achterbahn und ich muss hart mit mir kämpfen, um die Tränen zu unterdrücken, die mir dabei in die Augen schießen. Dieser Song berührt Regionen meiner Seele, die lange schon nicht mehr betreten wurden. Dunkle Flecken die, aus Gründen, ihr Dasein im Schatten fristen, werden nun von allen Seiten bestrahlt. Lichter aus Tönen. Flutlichter. Keine Fluchtlichter. …

Papierflugzeuge.

Öffne dein Fenster… . Frag nicht warum, tu es einfach. Atme tief durch…spürst du die Spannung in der Luft, kannst du sie fühlen? Riechst du das Wage, das Ungewisse…das Abenteuer…? Ein Sturm kommt auf…millionen Moleküle sammeln & bündeln sich zu einer Armee, einem Wall aus Wolken. So fest, dass sie Mauern einreißen könnten, leicht wie ein Kartenhaus. Strecke deine Arme aus dem Fenster, halte sie in den Wind…und wenn die ersten Regentropfen fallen & deine Haut benetzen, zieh sie nicht zurück. Genieße den wohligen Schauer, der deinen Körper durchfährt..von der Zehenspitze bis zu den Haarwurzeln, wie ein kleiner Blitz. Du bist wie elektrisiert, deine Sinne schärfen sich und das Blut rauscht nur so durch deine Adern. Ball deine Fäuste und zeig deine Stärke..öffne sie wieder und lass dich berühren. Stell dich in den Sturm, versuch dich zu halten… . Stell dich gegen den Sturm, beharrlich wie ein Fels. Alles äußere prallt an dir ab, du ruhst in dir. Nichts kann dich umwerfen, nichts erschüttern. Die Naturgewalt zeigt sich dir in ihrer schönsten, rauhesten und wildesten …

Mosaik.

„..auf der straße tobt der regen, in seinem wagen die musik. er fährt noch einmal durch die gegend..in der sein herz begraben liegt….“ (Olli Schulz und der Hund Marie – „Rückspiegel“) Mitten ins Schwarze. Voll auf die 12. Dieses Song-zitat trifft zur Zeit mein Herz wohl mehr, als alles andere. Mein Umzug ist seit einer Woche endlich vorbei, ich habe nun (oh ja, jetzt werde ich dieses Zitat missbrauchen..) mehr als „einen Koffer in Berlin“..und alles ist neu. So neu, dass ich schon gar nicht mehr in der Stadt bin, sondern der Wind mich wieder rausgefegt hat. Aber nicht aus Angst und auch nicht für lange. Ich bin bei meinen Eltern..in der wahren Heimat. „Home is where your heart is“, oder? Nun, dann gleicht mein Herz in den letzten Monaten wohl mehr einem Mosaik, als einem Puzzle. Es ist nie komplett, nie vollständig. Ein Puzzle beendet man, in dem man das letzte Teil hinzufügt, sich über das fertige Bild freut (nachdem man das Fluchen, die Schimpftiraden und vielleicht auch die etlichen zwischenzeitlichen Zerstörungsversuche liebevoll beiseite …